„Wir beziehen schon früh die Zielgruppe ein“
Wie entstehen mehrwertige Digitalpublikationen? Wie werden Kundinnen und Kunden integriert? Christoph Wenger, Leiter Online Solutions Deutscher Apotheker-Verlag, im Interview.
Wie gehen Sie in Ihrem Verlag den Weg vom reinen 1:1-Abbild von Printprodukten zu mehrwertigen Digitalpublikationen?
Christoph Wenger: Wie in vielen Verlagen wurde in der Vergangenheit vom Printwerk ausgegangen, um es dann nahezu 1:1 online bereitzustellen. Mittlerweile entstehen Produktkonzepte viel mehr vom Bedarf aus den Zielgruppen heraus. Es werden Funktionalitäten und zukünftige Ausbaustufen definiert. Natürlich sind dabei meist Printinhalte von vornherein die inhaltliche Grundlage. Welche konkreten Bücher oder Werke genutzt werden, ist dabei noch nicht klar. Vielmehr werden in den folgenden Konzeptionsschritten die geeigneten Inhalte ausgewählt. Welcher geeignet ist, hängt von der inhaltlichen Ausrichtung aber auch stark von der vorliegenden Datenstruktur ab. Mitunter lassen sich auch nicht alle Wünsche mit dem vorhandenen Content abdecken. Ggf. ist er zu lang, zu kurz, zu detailreich oder zu allgemein. Hier ist dann eine gemeinsame fachliche Abwägung aller Abteilungen notwendig.
Wie integrieren Sie die Nutzer- bzw. Kundenperspektive in diesen Prozess?
Christoph Wenger: Das Austarieren von Verlags- und Kundenperspektiven ist eine ständige Aufgabe. Daher ist es in der Diskussion wichtig, sich klarzumachen, aus welchem Blickwinkel argumentiert wird. Im Deutschen Apotheker Verlag arbeiten viele Pharmazeuten, die z.T. auch gleichzeitig noch in Apotheken tätig sind. Somit beziehen wir schon in einem frühen Stadium der Produktkonzeption den Bedarf der Zielgruppe mit ein. Die Produktverantwortung liegt ebenfalls bei Pharmazeuten, die bei Ihren Entscheidungen sehr stark die Perspektive der Kunden einnehmen.
Worin liegen die größten Herausforderungen bei der Konzeption und Erstellung derartiger Digitalpublikationen?
Christoph Wenger: Einige wichtige Werke haben bereits viele Auflagen hinter sich und damit eine z.T. sehr lange Historie. Dabei sind oft individuelle Abläufe und Ausprägungen entstanden, die vorwiegend auf die Publikation als Buch ausgerichtet sind. So liegen die Inhalte dann in einer individuellen Struktur vor. Für das digitale Publizieren ist eine einheitliche Strukturierung wichtig. Nur so lassen sich effiziente Prozesse abbilden, die auch eine einfache Aktualisierung ermöglichen. Die Überführung von verschiedenen individuellen Prozessen und Strukturen in ein gemeinsames Gerüst ist eine Herausforderung, die aufwendig sein kann und gleichzeitig auch unbedingt notwendig ist.
Das Webinar mit Christoph Wenger zum Thema: So entstehen innovative, contentbasierte Produkte aus strukturierten Inhalten
Termin: 10.11.2022, 9 Uhr
Thema: Menschen nutzen Fachmedien zu verschiedenen Zwecken. Sie suchen konkrete Informationen zur Bewältigung einer Aufgabe. Sie möchten in ihrem Fachgebiet auf dem Laufenden bleiben. Sie müssen sich in ein neues Themenfeld einarbeiten. Mit digitalen Contentprodukten können Fachverlage diese Nutzungsszenarien gezielt unterstützen – durch geeignete Funktionalität, aber auch durch einen flexiblen Zuschnitt der Inhalte. Wenn die crossmediale Contentbasis steht, kann man sich vom 1:1-Abbild eines Printprodukts lösen und zielgruppenorientierte Angebote wirtschaftlich umsetzen.
Gesprächspartner:
Doctronic / Christoph Wenger, Leiter Online Solutions
Deutscher Apotheker-Verlag / Natalie Masche, Teamleitung Digitale Projekte und Prozesse Reguvis Fachmedien / Heinold, Spiller & Partner